"Die Lagune war einst reich an Leben"


Okala, Korallenzüchter und Projektleiter bei marinecultures.org, erzählt von den Veränderungen an der Küste Sansibars und von seiner Arbeit mit den Korallen- und Schwammfarmen.

"Als ich etwa zehn Jahre alt war, fing ich an, im Meer zu spielen, unten am Strand von Jambiani. Mein Vater war Fischer, wie auch schon sein Vater vor ihm. Er nahm mich mit zum Riff, wo er Tintenfische fing, Seegurken und andere Arten von Meerestieren sammelte. So habe ich von ihm gelernt, zu fischen oder zu fangen. Aber die Dinge haben sich verändert. Das Meeresleben, das wir früher hatten, ist jetzt völlig anders.

Schauen Sie sich die Situation in der Lagune an. Früher war das Leben hier gut, weil die Fischer genug fangen konnten. Heute gibt es immer weniger Fische in der Lagune. Die Fallen bleiben oft leer. Deshalb arbeite ich jetzt in diesem Projekt.

Die Fischer müssen ausserhalb der Lagune fischen gehen. Ausserhalb des Riffs ist es etwas einfacher, Fische zu finden. Manchmal fangen sie sogar riesige Fische wie Gupa. Wie Sie sehen, ist das Meer heute ruhig und Sie können gut hinausgehen. An anderen Tagen kann der Indische Ozean da draussen sehr rau sein. Niemand kann bei solchen Wellen rausgehen. Selbst in der Saison jetzt kämpfen die Fischer mit ihren kleinen Booten manchmal ausserhalb des Riffes.

Die Dema-Fischfalle ist eines der wichtigsten Geräte für den Fischfang hier. Sie ist typisch für Sansibar und wird aus Palmblättern und Holz hergestellt. Wenn der Fang gut ist, hat der Fischer genügend Einkommen und kann sogar manchmal versuchen, Tintenfische oder andere Arten zu fangen. Als Fallenfischer ist er auf seine Dema angewiesen.

Die Umwelt hat sich hier verändert. Es gibt immer weniger Tintenfische, Fische, Schalentiere, Korallen und andere wichtige Arten. Viele Pflanzen und Meerestiere sind bereits tot, andere leiden unter den hohen Temperaturen und dem Klimawandel. Es scheint, das Einzige, was wir tun können, ist abzuwarten bis sie sterben. Ein grosser Teil der Lagune, die einst reich an Leben war, wie der tiefere Lagunenkanal, hat heute Probleme. Vor nicht allzu langer Zeit war es ein sehr gesunder Lebensraum für Fische; aber wenn die Korallen sterben, lebt dort nichts mehr.

Die Umweltveränderungen sind für uns auf Sansibar ein ständiges Problem. Die hohen Temperaturen bringen die Korallen mit der Zeit zum Ausbleichen; wenn sie sterben, dann verschwinden die Fische. Zudem führt die Überfischung des Ozeans zur Schwächung des Ökosystems im Meer. Der Verlust der biologischen Vielfalt hat katastrophale Auswirkungen auf die Wirtschaft an den Küsten. Wenn das Meeresleben arm wird, dann verarmen auch die Menschen, die davon abhängig sind.

Ich hoffe, wir erkennen bald, dass der Klimawandel und seine Auswirkungen das Ergebnis menschlicher Aktivitäten sind. Wir müssen unser Verhalten ändern, um die Umwelt zu schützen.

Eine weitere Herausforderung an der Küste sind die Abfälle an den Stränden und im Wasser. Einheimische und sogar Hotels entsorgen dort Müll. Jeden Morgen findet man am Strand Müll. Das schadet den Meerestieren. Und es schadet den Menschen, die im Meer Seegras züchten oder Tiere zum Essen sammeln.

Unsere Strände sind auch mit Plastik übersät, das von weit entfernten Orten hierher gekommen ist. Weltweit zirkulieren mehr als neun Milliarden Tonnen Plastik und nur ein kleiner Teil wird recycelt. Niemand weiss, wie viel Plastikabfall in den Ozeanen landet, wo er schätzungsweise Hunderte von Jahren erhalten bleibt. Plastik schädigt fast 700 Meeresarten und tötet jedes Jahr Millionen von Tieren, wenn sie es aufnehmen oder sich darin verfangen.

Wir versuchen jetzt, die Korallenriffe wieder aufzuforsten, was eine sehr grosse Aufgabe ist. Im vergangenen Jahr wurden viele unserer jungen Korallen durch die hohen Wassertemperaturen beschädigt. Wir hatten geplant, Zuchtkorallen international für den Einsatz in Aquarien zu verkaufen, mussten aber wegen des Klimawandels und zu hoher Wassertemperaturen aufgeben. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Wiederaufforstung. Wir helfen den Riffen bei der Erholung. Wir ersetzen die Korallen auf Riffen, die durch den Klimawandel und nicht nachhaltige Fischereipraktiken zerstört wurden.

In unserer Korallenfarm züchten wir Weich- und Steinkorallen mit verschiedenen Techniken. Wir stecken die Weichkorallen auf dünne Stäbchen. Wir kleben die Steinkorallen direkt auf kleine Scheiben. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Reinigung der Korallentische, mit Werkzeugen oder nur mit unseren Händen, um die Ablagerungen und Algen zu entfernen, die das Wachstum der Korallen einschränken.

Eine weitere Aufgabe, die ich habe, ist es, die Schwammfarmerinnen zu unterrichten. Wir schulen neue Farmerinnen, um Meeresschwämme auf nachhaltige Weise zu züchten. Ich bringe ihnen bei, wie man Meeresschwämme züchtet, ohne die Umwelt zu schädigen oder die natürlichen Arten negativ zu beeinflussen. Mein Ziel ist es auch, diesen Frauen zu helfen, indem ich ihnen eine Fähigkeit gebe, mit der sie eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien schaffen können.

Ich bin hier, um das Bewusstsein in meiner Gemeinschaft und in meiner Familie zu wecken. Die verfügbaren Ressourcen sind nicht alle für uns, wir sind für unsere zukünftigen Generationen verantwortlich. Wir müssen sicherstellen, dass wir unseren Kindern genügend Ressourcen zur Verfügung stellen. Wir müssen sie wissen lassen, dass sie nicht die Eigentümer sind und dass wir alle zusammen bis zum Ende der Welt für die Umwelt verantwortlich sind."


Die Erzählung von Okala stammt aus dem Film „Bahari Salama“.